Als zivilgesellschaftliche Organisationen war es uns ein Anliegen, die Jugendlichen dazu zu ermutigen, sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft Europas zu beteiligen. Auf Initiative des sächsischen Europaministeriums und in enger Zusammenarbeit mit JEF Europe, Italien und Lazio, sowie mit Unterstützung des Deutsch-Französischen Jugendwerks und der Region Okzitanien organisierten wir das Forum in Rom und verbrachten auch zwei Tage auf der geschichtsträchtigen Insel Ventotene. Hier hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, geschichtlichen und politischen Input zu erhalten, ihre Ideen und Standpunkte zu teilen und gemeinsam Lösungen und Forderungen zu diskutieren.
Auf der Insel im Tyrrhenischen Meer lernten wir die Geschichte des „Manifest von Ventotene“ kennen, das Altiero Spinelli, Eugenio Colorni und Ernesto Rossi 1941 während ihrer politischen Gefangenschaft für einen europäischen Föderalismus formulierten. Teil des Programms war es, den Stellenwert des Manifests zu reflektieren und Antworten auf die verschiedenen Krisen, denen sich Europa gegenübersieht, herauszuarbeiten. Diese Herausforderungen waren während der gesamten vier Tage immer wieder Thema. So beschäftigten sich die Teilnehmer:innen nicht nur damit, ob Föderalismus als Antwort auf die Krise der nationalen Demokratien dienen könnte, sondern auch, wie die Rolle der EU in Kriegen, der Klimakrise oder dem Umgang mit Migration gestaltet sein könnte.
Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Teilnehmer:innen eine Erwartung teilten: Die Hoffnung auf umfassende Reformen der EU und die Verabschiedung einer Verfassung, die den Weg zu einer Europäischen Föderation ebnet. Zu den geforderten Reformen zählte die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzip im Europäischen Rat, durch das einzelne Mitgliedsstaaten Entscheidungen blockieren können. Die Teilnehmer:innen betonten auch, dass Subsidiarität verwirklicht werden müsse und effektive Instrumente zum Schutz von Menschenrechten und Schaffung von Frieden innerhalb und außerhalb der EU nötig seien. All diese Reformen könnten die EU handlungsfähiger gegenüber den gegenwärtigen Herausforderungen machen. Parallel zu den Reformvorschlägen sei es auch wichtig, das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger für die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Europäischen Institutionen zu stärken.
Als Ergebnis des Forums wird ein Video veröffentlicht, das während der vier gemeinsamen Tage aufgenommen wurde. Darin stellen die Teilnehmenden ihre Eindrücke und Wünsche für die bevorstehenden Wahlen und konkrete Aktionen dar. Ziel ist es, ihre Erfahrungen des Ventotene Forums zu nutzen, um die gesamte europäische Bevölkerung für ein besseres Europa zu gewinnen. Ihre Hoffnung: Die Würde aller Menschen, Inklusivität, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit und den Einsatz für Frieden ins Zentrum der europäischen und globalen Politik zu rücken. Mit dem Video bringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Stimmen zu Gehör und gestalten Zukunft Europas aktiv mit.
Wir als Europa-Union Sachsen und JEF Sachsen e. V., freuen uns, erneut einen wesentlichen Beitrag zu diesem erfolgreichen Format geleistet zu haben. Bereits im Herbst 2022 konnten wir mit der ersten Version des Ventotene Forums in Rom einen Grundstein legen. Die positive Resonanz auf das Projekt spiegelt sich auch in den Worten von Katharina Wolf, der Landesvorsitzenden der Europa-Union in Sachsen, wider: „Unsere Zusammenarbeit mit der JEF Sachsen und Lazio hat sich seit dem ersten Ventotene Forum in Dresden 2022 sehr positiv entwickelt. Es ist ein großer Erfolg, in diesem Jahr verschiedene Perspektiven auf Europa erlebbar machen zu können. Denn Jugendliche und junge Erwachsene aus unterschiedlichen Regionen haben an diesem Treffen teilgenommen. Der positive Geist aus diesem Austausch zeigt sich auch darin, dass Teilnehmende aus Okzitanien oder Andalusien nun den Staffelstab übernehmen möchten: Ein Ventotene Forum 2025 in Frankreich oder Spanien würden wir sehr begrüßen.“
Emely Marie Schäfer, Landesvorsitzende der Jungen Europäischen Föderalist:innen Sachsen e. V., hob die besondere Bedeutung des Engagements für das Ventotene Forum hervor: „Der Einsatz der JEF Sachsen für das Ventotene Forum zeichnet unseren Landesverband aus und wird auch bei den nationalen und europäischen Dachverbänden und JEF-Sektionen als außergewöhnlich wahrgenommen. Sachsen hat viel Potential, viele Sächsinnen und Sachsen haben Lust sich zu beteiligen und gemeinsam an Europa zu arbeiten. Wir wollen mit dem Format allen JEF-Sektionen in den sächsischen Partnerregionen sowie auch Nicht-JEFern einen Ort bieten, um Menschen mit dem gleichen Ziel kennenzulernen und sich zu vernetzen. Wir freuen uns, wenn das Ventotene Forum an verschiedenen Orten weitergeführt wird, als nachhaltiger Beitrag Sachsens für Europa.“
Das zweite Ventotene Forum war nicht nur ein Forum des Dialogs, sondern auch ein Ausdruck des Engagements und der Entschlossenheit junger Europäerinnen und Europäer, die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten. Es steht exemplarisch für die Kraft der Jugend, positive Veränderungen herbeizuführen und gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen. Unsere weitere Zusammenarbeit mit anderen Regionen Europas wird angestrebt, um dieses wertvolle Forum zu einem nachhaltigen Beitrag für die Zukunft Europas zu machen.
Das "Ventotene Forum" 2024 wurde durch die Zusammenarbeit des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG), der Europa Union Sachsen e.V., des Jungen Europäischen Föderalist:innen Sachsen e. V. sowie der Young European Federalists Europe, Italy und Lazio möglich. Die großzügige Förderung durch das Deutsch-Französische Jugendwerk DFJW, das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland sowie die Region Okzitanien trug ebenfalls zum Erfolg dieser Veranstaltung bei.
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