Die lebendige Diskussion verfolgte die Entwicklung der Idee Europas nicht nur chronologisch, sondern zog auch immer wieder Parallelen zwischen heutigen Gedanken und verschiedenen Denkansätzen im Laufe der Geschichte. Wenn heute beispielsweise von einigen Akteuren die Identität Europas teilweise an der Religion festgemacht wird, so stützt sich dies auf Ideen des Mittelalters, als sich Europa oftmals als christliche Weltregion verstand.
Aber auch säkulare und republikanische Gedanken zu Europa gibt es nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Bereits kurz nach der französischen Revolution wurden in philosophischen Kreisen Frankreichs entsprechende Diskussionen geführt. Oftmals damals natürlich unter der Annahme einer starken Rolle Frankreichs in einem neuen System, mit Paris als Hauptstadt eines einigen und fortschrittlichen Europas.
Doch viele dieser Diskussionen und Debatten waren vor allem ein Diskurs unter Gelehrten und einigen Interessierten, der zum damaligen Zeitpunkt keine Wirkung in der breiten Bevölkerung zeigte. Diese Bewegung nahm erst richtigen Schwung auf, als nach den Schrecken zweier Weltkriege Modelle gesucht wurden, um dauerhaft ein Zusammenleben der Völker und Nationen Europas in Frieden und Wohlstand zu ermöglichen. Aus diesen Bewegungen heraus entstand die moderne Europäische Union, aber auch die Europa-Union.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schließlich war die Europäische Einigung oftmals von einer wohlwollenden gesellschaftlichen Haltung begleitet, welche der Politik erlaubte, tiefere Integrationsschritte zu vollziehen. Frieden und Freizügigkeit wurden für viele selbstverständlich. Erst in der jüngeren Vergangenheit kommt es wieder zu ernsthaften politischen Auseinandersetzungen über den Pfad Europas, wie beispielsweise in der Brexit-Entscheidung ausgedrückt. Aber auch pro-europäische Kräfte organisieren sich in neuer Art, beispielsweise als Pulse of Europe.
Europa ist schon lange die Zukunft und wird es auch noch sehr lange bleiben.