Twitter, Facebook, YouTube und Co. - Soziale Medien als neue Brücke zwischen Politik und Öffentlichkeit?

Facebook, Twitter oder YouTube sind schon lange keine Fremdwörter mehr. Die Zahl der Nutzer von Sozialen Medien steigt täglich. Auch immer mehr Abgeordnete nutzen diese Netzwerke, um die Wähler über ihre Arbeit zu informieren. Die Digitalisierung der Politik schafft neue Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Politikern und Bürgern. Doch welchen Einfluss üben Soziale Netzwerke wirklich aus? Können sie überhaupt dazu beitragen, eine Brücke zwischen Politik und Öffentlichkeit zu bilden? Diese Fragen standen im Fokus einer Podiumsdiskussion, die die Europa-Union Deutschland gemeinsam mit Toute l’Europe in Berlin veranstaltet hat. Rund 150 Gäste folgten der Einladung ins Europäische Haus.

Die neue Internetplattform „Tweet Your MEP“ (Twittere an Dein MdEP) wurde von Laura Dagg, Chefredakteurin von Toute l’Europe, präsentiert. Alle Twitter-Meldungen, sog. tweets, von Europaabgeordneten können dort abgerufen und kommentiert werden. Bisher nutzen über 200 Mitglieder des EU-Parlaments Twitter, in Deutschland verwendet knapp ein Drittel der Europaabgeordneten diesen Internetdienst für Kurzmitteilungen. Für Dagg können Soziale Medien dieser Art dazu beitragen, eine transnationale Öffentlichkeit in Europa zu schaffen.

Dem stimmte grundsätzlich auch Annette Knaut von der Universität Koblenz-Landau zu. Gerade für Europaabgeordnete, die beispielsweise in Deutschland über 800.000 Bürger vertreten, können Soziale Medien hilfreich sein, um Wähler direkt zu erreichen. Allerdings stünden bislang nur relativ wenige Bürger in „digitalem“ Kontakt mit ihren Abgeordneten, die Zahl der „Fans“ von Politikern auf Facebook oder „followers“ bei Twitter sei überschaubar und mit amerikanischen Verhältnissen nicht zu vergleichen. Untersuchungen zeigten, so die Politikwissenschaftlerin, dass Politiker der Grünen Soziale Medien am stärksten nutzen, Vertreter konservativer Parteien und der Linken seien am wenigstens in Sozialen Netzwerken präsent.

Für die Europäischen Institutionen sei die Nutzung Sozialer Medien noch immer Neuland, verhehlte Frank Piplat, Leiter des Informationsbüros des Europäischen Parlaments, nicht.
Dagegen präsentierten sich die Parlamentarier Jimmy Schulz und Jan Philipp Albrecht als sehr aktive Nutzer Sozialer Medien.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Schulz, selbst beruflich seit über 20 Jahren mit Internetsoftware befasst, erklärte, dass er täglich gut drei Stunden in Sozialen Netzwerken unterwegs sei und – anders als viele Kollegen - jeden Eintrag eigenhändig schreibe. Er nutze „Soziale Medien als Gradmesser, welche Themen wichtig werden können“ und diskutiere viel im Netz über aktuelle Politik. Insbesondere die jüngere Generation müsse dort abgeholt werden, wo sie auch aktiv sei, eben im Internet. Allerdings sei es ein „Irrglaube, dass Politik irgendwann nur noch im Netz stattfinde“, so Schulz. Kommunikation von Angesicht zu Angesicht lasse sich durch nichts ersetzen.

Auch für den grünen Europaabgeordneten Albrecht schaffen Soziale Netzwerke eine Plattform, um politische Neuigkeiten schnell und zielgerichtet zu verbreiten und um sich über verschiedene Themen zu informieren. Ebenso können Kampagnen mittels Sozialer Medien besser bekannt gemacht werden. Auch Privates dürfe seiner Meinung nach von Politikern in Maßen getwittert werden. Mit dem wachsenden Zugang zum Internet würden bald alle in Sozialen Netzwerken vertreten sein, erklärte Albrecht. 

Dass auch mehr und mehr ältere Menschen Soziale Medien nutzten, bestätigte der Blogger Igor Schwarzmann. Die sog. Silver Surfer stellten eine immer größere Zielgruppe dar. Vor dem Hintergrund der wachsenden Internetgemeinschaft stelle sich nicht die Frage, ob Soziale Medien eine Brücke bilden, sondern vielmehr, wie groß diese Brücke ist.

Dagg jedenfalls zeigte sich überzeugt, dass Twitter mehr als ein Trend sei: „Soziale Netzwerke werden immer größer, sie werden dazu beitragen, die Demokratie in Europa zu stärken.“