Zweiter Teil der „Lausitzer Europadialoge 2024" in Guben am 2. Dezember 2024

Am 2. Dezember organisierten die Europa-Union Brandenburg und die Europa-Union Deutschland in Kooperation mit dem Europe Direct Guben, der Stadt Guben und der Euroregion Spree-Neiße-Bober die zweite Veranstaltung des Projekts "Lausitzer Europadialoge 2024. Nach Senftenberg war dieses Mal Guben an der Reihe. Mehr als 40 Teilnehmende diskutierten mit Fred Mahro, Bürgermeister von Guben, Christine Herntier, Bürgermeisterin von Spremberg und Sprecherin der Lausitzrunde, Andreas Seide, Senior Expert Standortentwicklung bei BASF Schwarzheide, und Julia Sahi, Mitglied des Landtags von Brandenburg, zum Thema “Die Lausitz und die EU - mit Energie zum Net Zero Valley”.

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v.l.n.r. Fred Mahro, Julia Sahi, Szilvia Kalmar, Christine Herntier und Andreas Seide; Copyright: Louis Goldstein

Bürgermeister Fred Mahro und Bürgermeisterin Christine Herntier eröffneten die Veranstaltung im Gubener Rathaus mit Grußworten, in denen beide auf die Geschichte der Lausitz eingingen. Fred Mahro thematisierte dabei den Veranstaltungsort als ehemalige Hutfabrik und erzählte von Gubens Bedeutung als Stadt mit der größten Hutproduktion Europas im 19. Jahrhundert. Die Region habe bereits Erfahrungen im Strukturwandel gesammelt. Christine Herntier ging ebenfalls auf die Tradition der Textilindustrie in der Lausitz ein. Weiter stellte sie fest, dass die wirtschaftliche Entwicklung seit der Wende schwierig gewesen sei. Der Kohleausstieg und die damit verbundenen Herausforderungen seien der Anlass für die Gründung der Lausitzrunde gewesen – ein Zusammenschluss von Kommunen, die gemeinsam die künftige Entwicklung gestalten wollen.

Christine Herntier gab zudem einen aufschlussreichen Einblick in das Projekt der Einrichtung eines Net Zero Valleys in der Lausitz. Sie erläuterte den Hintergrund der dahinter stehenden europäischen Verordnung und erklärte, wie sich dieses Projekt von Begriffen wie Strukturwandel oder Sonderwirtschaftszone unterscheidet. Die Maßnahmen zur Schaffung eines Net Zero Valleys richteten sich gezielt an die Wirtschaft, mit dem Ziel, die kohlebasierten Wertschöpfungsketten auf Netto-Null-Emissionen umzustellen. Dies sei ein mutiger Schritt für die Lausitz.

Nach den Grußworten begann eine lebhafte Diskussion im bewährten Fish-Bowl-Format, bei der die Moderatorin Szilvia Kalmar, stellvertretende Vorsitzende der Europa-Union Brandenburg, die Expert*innen zu den Chancen und Herausforderungen der Transformation zum Net Zero Valley befragte und das Publikum zur aktiven Teilnahme einlud. 

Als Vertreter der Wirtschaft analysierte Andreas Seide, Senior Expert für Standortentwicklung bei BASF Schwarzheide, dass sich Unternehmen alle 30 Jahre selbst hinterfragen müssten, ob ihr Geschäftsmodell noch konkurrenzfähig sei. Dass regelmäßig Strukturwandel vollzogen werden müsse, sei völlig natürlich und biete immer eine Chance für die Region. Julia Sahi MdL (SPD) lobte den Net Zero Industry Act als Beweis für die Handlungsfähigkeit der EU. Dieser fördere die tatsächliche Einsparung von Emissionen und verhindere Greenwashing. Christine Herntier räumte ein, dass es noch nicht gelungen sei, den Bürger*innen die Verordnung und ihre Implikationen verständlich zu machen und Begeisterung zu wecken. Der Abend dürfte allerdings dazu beigetragen haben, dass zumindest bei den gut 40 Diskussionsteilnehmenden ein klareres und positiveres Bild vom Vorhaben in der Lausitz entstanden ist.

Ein zentrales Thema der Diskussion war die Rolle Europas in diesem Projekt. So müsse das Net Zero Valley über Grenzen hinweg gedacht werden – ein besonders wichtiger Punkt für die Eurostadt Guben-Gubin. Auch der Vorwurf, dass die EU für zu viel Bürokratie verantwortlich sei, wurde angesprochen und entkräftet. Julia Sahi wies darauf hin, dass Europa als die am weitesten entfernte Ebene häufig für Probleme verantwortlich gemacht werde. Für die neue Legislaturperiode versprach die Landtagsabgeordnete, die Bedeutung Europas verstärkt zu vermitteln. Fred Mahro plädierte zudem für eine stärkere europapolitische Bildung in Schulen.

Nach der Diskussion freute sich ein glücklicher Gewinner der Verlosung über zwei Tickets für das Heimspiel des Fußballvereins Energie Cottbus am folgenden Wochenende. Auch für alle anderen Teilnehmer*innen endete die Veranstaltung mit einer hoffnungsvollen Stimmung und der Vertiefung der Diskussion bei Snacks und Getränken.

Bericht: Nike Stenzel (EUD)


Die Veranstaltung wurde organisiert von der Europa-Union Brandenburg e.V. in Kooperation mit der Europa-Union Deutschland e.V., dem Europe Direct Guben, der Stadt Guben und der Euroregion Spree-Neiße-Bober. Der Bürgerdialog ist Teil des Projekts „Lausitzer Europadialoge 2024“ und wird gefördert durch das Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg.