Die Fahrt von 48 Bürgerinnen und Bürger aus der Wetterau und dem Hochtaunuskreis auf Einladung der Kreisverbände Wetteraus und Hochtaunus nach Straßburg war schon seit Jahresbeginn geplant. Doch kurz vor ihrer Ankunft im Hotel in Heiligenstein nahe Straßburg am Mitte April erhielten sie davon Kenntnis, dass sie beim Besuch im Europäischen Parlament ein ganz besonderes Highlight miterleben werden. Denn zu der Zeit, in der sie das EU-Parlament besuchen würden, hält der französische Staatspräsident Emmanuel Macron seine bereits im Vorfeld europaweit beachtete Rede. Aber bis es soweit war, dass man an diesem Tag das französische Staatsoberhaupt live erleben durfte, war von den Gästen Geduld gefordert.
Zuvor stand am Tag der Anreise die Besichtigung des auf Betreiben von Kaiser Wilhelm II von 1893-1916 bei Mutzig errichteten größten Verteidigungsbollwerks Europas, das die Rheinebene vor französischen Angriffen auf das Elsass schützen sollte. Erstmals verbauter Beton, eine elektrische Stromversorgung und Tunnelsysteme machten aus der Anlage den Prototyp eines neuartigen Festungssystems.
Am nächsten Tag spürte die Gruppe, dass die Parlamentssitzung an diesem Dienstag keine alltägliche Versammlung der Europaparlamentarier war. Eine mehr als deutliche Präsenz der französischen Staatspolizei, vom Stadtrand Straßburgs bis hin zum Parlamentsgebäude der EU, verdeutlichte die Anwesenheit von Macron. Zum Zeitpunkt, als die Gruppe das Parlamentsgebäude betrat, hielt der französische Staatschef seine viel beachtete Rede. Allerdings mussten sich die Besucher noch auf eine etwas längere Wartezeit einstellen, bis sie Macron letztendlich dann doch noch live erleben konnten. Eine Stunde lang hatten die Gäste aus Wetterau und dem Hochtaunuskreis in den Zuschauerrängen hoch über den 751 Mitgliedern des Parlaments, darunter 96 deutschen EU-Abgeordneten, ab 11:30 Uhr die Gelegenheit, einen sehr engagierten Redner in Sachen Europa zu erleben. Auch als einzelne Abgeordnete die Gelegenheit erhielten, Macron direkt Fragen zu stellen, erlebten sie einen bei seinen Antworten sachlichen und ebenso engagierten Staatschef. So kam von ihm auf die skeptischen Fragen eines Abgeordneten Großbritanniens zur Zukunft Europas spontan die Gegenfrage, warum er sich denn überhaupt für dieses Parlament habe wählen lassen, wenn er Europa nicht leiden kann. Macron erhielt hierfür nicht nur vom Plenum spontanen Beifall, sondern auch von den Zuschauerrängen, was normalerweise strengstens untersagt ist. Selbst die im Frack gekleideten Angehörigen des Protokolls sahen über diesen Verstoß der Hausordnung hinweg. Worüber sie aber nicht hinwegsahen, war die Tatsache, dass die Besuchszeit von 60 Minuten der Europa-Union für die Teilnahme an der Sitzung um war. Selbstverständlich kam man der Aufforderung nach, denn vor dem Saal standen immer noch unzählige weitere Interessierte, die das EU-Parlament ebenfalls miterleben wollten.
Für die Gäste der Europa-Union Wetterau stand direkt noch ein weiterer Termin in einem der unzähligen Räume des Parlamentsgebäudes an. Sie hatten die Gelegenheit, der nordhessischen Europaabgeordneten Martina Werner Fragen über ihre Arbeit und Abläufe der Gesetzgebung im Europäischen Parlament zu stellen. Die Abgeordnete gab erst einen Überblick über ihre parlamentarische Arbeit, mit ihrem Schwerpunktthema Energiewirtschaft, und stellte sich anschließend den Fragen der Gäste. Doch auch ihre Zeit war leider kürzer als vorgesehen, denn es ertönte der Gong im Parlamentsgebäude, der die Abgeordneten zur Pflichtabstimmung rief. Zahlreiche Fragen blieben daher ungestellt, was aber keine Schuld der Reiseleitung von Dr. Johannes Fertig, Vorsitzender der Europa-Union Wetterau und seiner Amtskollegin aus dem Hochtaunuskreis, Hildegard Klär, war, sondern die des parlamentarischen Protokolls. So verließen die Gäste aus Wetterau und Hochtaunus beeindruckt die Wirkungsstätte europäischer Politik und begaben sich in die Altstadt von Straßburg.
Dort angekommen bestieg man eines der bereitliegenden Panoramaschiffe. Bei der anschließenden Fahrt durch das Flussbett der Ill erfuhren die deutschen Gäste dank Übersetzung via Kopfhörer Wissenswertes über die Geschichte Straßburgs. Am Ende hatte man noch ausreichend Zeit, die elsässische Stadt auf eigene Faust zu erkunden, bevor die Fahrt ins außerhalb gelegene Hotel auf dem Programm stand. Dort angekommen gaben sich die Wetterauer und die Mitreisenden aus dem Hochtaunuskreis kulinarischen Genüssen der elsässischen Küche hin. Am nächsten Vormittag stand dann noch die Besichtigung der Hohkönigsburg an (früher auch Hochkönigsburg, französisch Château du Haut-Koenigsbourg genannt), auch eine Hinterlassenschaft von Wilhelm II, der die große, mittelalterlich zerstörte Burg nach seinem Geschmack wiederaufbauen ließ. Zum Abschluss gab es noch einmal vor der Heimreise die Gelegenheit, sich die Füße zu vertreten, bei einer sonnigen Stippvisite in dem romantischen Städtchen Obernai, einer der Hauptorte an der landschaftlich hier besonders schönen elsässischen Weinstraße.