Das Foyer des Kieler Rathauses verwandelte sich am 3. Oktober in einen bunten Europastützpunkt, bei dem sich Groß und Klein zur EU informieren konnten. Weit über 1000 Bürgerinnen und Bürger nutzten die gemeinsamen Angebote von Europa-Union, Jungen Europäischen Föderalisten und dem Europe-Direct Kiel. Neben den zahlreichen Informationsangeboten gab es auch viele Möglichkeiten, selber aktiv zu werden, denn die europäische Idee lebt vom Mitmachen! Am Glücksrad und einer riesigen Europalandkarte konnte das eigene Wissen zur EU getestet und neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger war gefragt: An Pinnwänden konnten Sie abstimmen zu Fragen wie: „Fühle ich mich als Europäer*in?“ und „Wie präsent ist die EU in meinem Alltag?“ und ihren persönlichen Input geben zur Frage „Was wünsche ich mir in der Zukunft von der EU?“ Dabei entstanden spontan viele kleine Diskussionsrunden, in denen die Menschen ihre Wünsche und Erwartungen gegenüber der EU miteinander diskutierten. Deutlich dabei wurde, dass die EU aus Sicht einer Mehrheit eine wichtige Rolle in ihrem Leben einnimmt, sich aber mehr Dialog, mehr gemeinsames Handeln und mehr Sichtbarkeit gewünscht wird.
Beim Bürgerdialog am Abend unter dem Motto „Mut verbindet, Europa verbindet!“ standen den interessierten Bürgerinnen und Bürger dann politische Entscheidungsträger und Experten für Ihre Fragen und Diskussionen zur EU zur Verfügung. „Mut verbindet“ war auch der Titel des Bürgerfestes zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel. Hans-Werner Tovar, Stadtpräsident der Landeshauptstadt Kiel, betonte in seiner Begrüßung, dass mutige Menschen in der DDR und den Ostblockstaaten die Wende voran gebracht hätten und schlug damit den Bogen von der Deutschen zur Europäischen Einigung. Denn auch heute benötige es mutige Menschen, die für die Europäische Einigung einstünden und den Europagedanken weitertragen.
Am Thementisch „Nach uns die Sintflut? Umwelt- und Meeresschutz im Ostseeraum“ diskutierten Katja Matthes vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und die Landtagsabgeordnete Sandra Redmann mit den Teilnehmenden u.a. zum Klimaschutzpaket und den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ostsee. Dabei interessierte die Teilnehmenden auch, welche Maßnahmen die Politik ergreifen könne und müsse und wie jeder einzelne selbst seinen Beitrag leisten könne. Die Vorschläge reichten hierbei von (freiwilligen) Tempolimits, der Entwicklung neuer Technologien bis hin zu gemeinsamen europäischen Maßnahmen.
Wie man alle Bürgerinnen und Bürger mitnehmen kann, war auch Gegenstand der Diskussionen am Thementisch „Europa denn man tau! Kooperationen in der EU und im Ostseeraum“ mit Stefan Musiolik vom Europaministerium und dem Landtagsabgeordneten Hans Hinrich Neve. Dass grenzüberschreitende Kooperation Vorteile für Schleswig-Holstein und seine europäischen Nachbarn bringe, sei unbestritten. Das Lernen von Fremdsprachen zur einfacheren Kommunikation und das etablieren von Kommunikations- und Beteiligungsforen sei aber weiterhin wichtig, um die schon breite Akzeptanz auch weiter zu verankern.
Mit der Frage, was Europa denn zusammenhalte, beschäftigten sich die Teilnehmenden am Thementisch „Mut verbindet! Einiges Deutschland, einiges Europa?“ mit dem Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland Jörg Wojahn und Felix Linden aus dem Auswärtigen Amt. Neben dem Stärken von gemeinsamen Identifikationsmöglichkeiten z.B. durch einen gemeinsamen Europäischen Feiertag am 9. Mai als Tag der Vielfalt wurde auch die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen der europäischen und der lokalen Ebene betont. EU Entscheidungen müssen besser in die jeweiligen Länder getragen und erklärt werden, wobei auch den lokalen Politikern eine zentrale Rolle zukommen. Die großen Herausforderungen wie Digitalisierung, Klima- und Flüchtlingspolitik könnten aber nur gemeinsam in der EU bewältigt werden.
Geleitet wurden die Diskussionen an den Thementischen von Enrico Kreft, Präsidiumsmitglied der Europa-Union Deutschland, René Hendricks von der Europa-Union Plön und Kirsten Petersohn und der Europa-Union Lübeck. Eine Künstlerin begleitet die Thementische durch ein Graphic Recording, einem visuellen Protokoll, bei dem für jeden Thementisch live ein Plakat erstellt wurde, dass die wesentlichen Punkte und Ergebnisse der Diskussionen bildlich festhielt.
Der Kieler Bürgerdialog wurde von der Europa-Union Deutschland in Zusammenarbeit mit ihrem Landesverband Schleswig-Holstein und ihrem Kreisverband Kiel, den Jungen Europäischen Föderalisten Schleswig-Holstein und dem Europe Direct Informationscenter Kiel veranstaltet. Unterstützt wurde er auch von der Landeshauptstadt Kiel und der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein.