Deutschland und Polen teilen sich auf fast 461 km eine gemeinsame Grenze. Davon liegt mehr als die Hälfte des Verlaufs an der Grenze zu Brandenburg. Da ist es naheliegend, dass die Beziehungen zwischen Brandenburg und Polen besonders eng sind.
Das gilt auch für die Europa Union Brandenburg. Eine besondere Freude war es deshalb für die im Sommer neu gewählte Vorsitzende der Europa Union Brandenburg, Dr. Mechthild Baumann, als sie kurzfristig von der deutschen Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Piper, die Einladung zur „Deutschen Woche der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft“ bekam. Die Organisation der Reise übernahm Verena Hedtke aus dem Kreisverband Havelland, so dass sich am 1. Oktober eine 15köpfige Gruppe aus Brandenburg auf den Weg nach Danzig machen konnte. Auf die Vertreterinnen und Vertreter aus den Kreisverbänden Havelland, Potsdam, Potsdam-Mittelmark und Uckermark, wartete ein abwechslungsreiches Programm in der ehemaligen Hansestadt.
Nach einer gemeinsamen Einstimmung am ersten Abend mit einem gemütlichen Abendessen, wartete am zweiten Tag ein Stadtrundgang durch die wunderschöne Danziger Altstadt als erster Programmpunkt auf die Teilnehmenden. Unter den fachkundigen Ausführungen von Stanislaw Chyla erkundete die Gruppe die Sehenswürdigkeiten wie den Langen Markt, den Neptunbrunnen, den Artus Hof und die Marienkirche mit der Astronomischen Uhr von Hans Düringer aus dem 15. Jahrhundert. In der Altstadt zeigte sich noch an vielen Stellen die deutsche Vergangenheit Danzigs. Schließlich gehörte Danzig zum Deutschen Orden, war Hansestadt und wurde 1871 Teil des Deutschen Reichs bevor es dann erst im Jahr 1945 polnisch wurde. Die Danziger Bürger legten immer großen Wert auf die Unabhängigkeit der Stadt. So verstanden es die Stadtväter durch alle Epochen und unabhängig von den politischen Gegebenheiten, den Status als „Freie Stadt“ und die damit verbundenen Sonderrechten zu erhalten. Da wundert es auch nicht, dass Danzig der Ausgangsort der Solidarność-Bewegung war, die nicht nur den Kommunismus in Polen zu Fall, sondern im gesamten restlichen Ostblock ins Wanken brachte. Diese Bewegung ließ förmlich den Mörtel in den Fugen des „Antikapitalistischen Schutzwalls“ bröckeln und schuf so ein Klima, in dem die deutsche Wiedervereinigung erst möglich wurde. Vor diesem historischen Hintergrund stand als besonderes Highlight am Vorabend des 3. Oktobers derBesuch des Musicals „The Wall“ mit dem deutschen Honorarkonsul Jaroslaw Kuropatwinski und Schülerinnen und Schülern aus Bromberg im Europäischen Solidarność-Zentrum auf dem Programm. Beim anschließenden Get together ergab es sich dann, die frisch geknüpften Kontakte zur Europa Union Hessen zu vertiefen. Denn aus Kassel hatte sich ebenfalls eine Reisegruppe auf den Weg zur „Deutschen Woche der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft“ gemacht. Wie es der Zufall wollte, saßen beide Reisegruppen während der Zugfahrt nach Danzig unverhofft im selben Waggon. Als „Erkennungszeichen“ diente die Europa-Union-Anstecknadel, über die man bereits im Zug ins Gespräch kam, das man gerne am Abend bei einem Glas Wein weiterführte.
Bevor sich die Gruppe aus Brandenburg am Sonntag wieder auf den Heimweg machte, wurde die verbleibende Zeit für einen ausgiebigen Besuch im Europäischen Solidarnosc-Zentrum genutzt. Die Ausstellung über die Solidarność-Bewegung und die damit verbundene Öffnung des Ostblocks war für alle Beteiligten insbesondere am Tag der Deutschen Einheit noch mal ein besonderes und bewegendes Erlebnis.
Neben den kulturellen Eindrücken zeigten sich alle Reiseteilnehmer von der sehr guten Gruppendynamik begeistert, so dass bereits im Zug Ideen für weitere Reisen gesponnen wurden, bei denen dann auch der Austausch mit europäischen Organisationen vor Ort gesucht werden sollte.