Mit der Strategie Europa 20-20-20 hat Europa sich ehrgeizige Ziele gesetzt –weniger CO²-Emissionen, mehr Energieeffizienz und mehr Erneuerbare Energien. Damit das gelingt, müssen die Stromnetze europaweit ausgebaut werden, fordert Sebastian Gras von der Europäischen Kommission. Mit der „Connecting Europe Facility“ stellt die EU Gelder für diesen Zweck zur Verfügung. Dadurch würde beispielsweise der Bau von transeuropäischen Netzen vorangetrieben. Allerdings schneide Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gut ab.
Auch Udo Bottländer von der E.ON Hanse AG sieht Deutschland und vor allem Schleswig-Holstein als Vorreiter beim Netzausbau zur Weiterleitung von erneuerbaren Energien. Paradoxerweise sei das Land aber gerade dadurch finanziell überdurchschnittlich belastet. Der Neubau von Netzen in ländlichen Regionen führe zur Erhöhung der regionalen Netzentgelte. Als Voraussetzung für eine gelingende Energiewende nennt Bottländer daher vor allem die Einführung bundeseinheitlicher Netzentgelte.
Matthias Trunk, Gastgeber und Geschäftsführer der Stadtwerke Neumünster, befindet sich als Leiter eines Energieversorgungsunternehmens mitten in der Energiewende. Er habe Verständnis für Bürger_innen, die Strommasten nicht „in ihrem Garten“ haben wollen. Auch wenn die gesicherten Kraftwerkskapazitäten insbesondere in Schleswig-Holstein eine „dunkle Flaute“ bis auf Weiteres verhindern würden: eine deutschlandweit engere Abstimmung beim Netzausbau sei notwendig. Langfristig sei die Energiewende nur europäisch durchführbar.
Carl-Heinz Christiansen (BUND) vermisst im Hinblick auf den Netzausbau ein schlüssiges Gesamtkonzept. Dies erschwere auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Bauvorhaben. Bürgerinitiativen sollen deswegen gefördert und ein Dialog mit anderen Interessengruppen wie dem BUND ausgebaut werden. Auch Uwe Döring betonte, wie wichtig die Aufklärung der Bürger_innen über neue Strategien bei der Energiewende sei. Die Europa-Union habe dabei eine Multiplikatorwirkung.
von Vanessa Habenicht