Informierte Bürger, starke Demokratie! Desinformation vor den Europawahlen 2024

Wie beeinflusst Desinformation die demokratischen Prozesse? Welche Rolle spielt sie in unserem Informationsumfeld? Diesen und weiteren spannenden Fragen haben wir uns im Rahmen des Online-Bürgerdialogs "Informierte Bürger, starke Demokratie! Desinformation vor den Europawahlen 2024" am 28. November 2023 gewidmet. Desinformation in Europa ist gerade im Kontext der bevorstehenden Europawahlen 2024 von besonderer Bedeutung.


Hören Sie hier die Aufnahme des Bürgerdialogs oder lesen Sie den Veranstaltungsbericht unseres Medienpartners "Treffpunkt Europa".


Das Thema wurde von führenden Expert*innen aus dem journalistischen Bereich beleuchtet, darunter Karolin Schwarz, freie Autorin, Journalistin und Expertin für Desinformation und Rechtsextremismus im Netz, Kian Badrnejad, Redakteur im dpa Faktencheck-Team, und Annkatrin Kaiser, Programmdirektorin für das Deutschlandprogramm der Lie Detectors. Die Veranstaltung wurde von Annika Dallmer-Zerbe moderiert.

Nach einer kurzen thematischen Einführung wurden die über 100 Teilnehmenden gefragt, wie gut sie sich über das Thema Desinformation aufgeklärt fühlen. Die einleitende Diskussion befasste sich mit den Auswirkungen von Desinformation auf die öffentliche Meinung, die politische Partizipation und das Vertrauen in demokratische Institutionen in Europa. Kian Badrnejad betonte, dass es schwer messbar sei, aber bestimmte Milieus zeigten eine deutliche Radikalisierung von Gruppen. Karolin Schwarz ergänzte, dass die Auswirkungen von Desinformation, insbesondere in Bezug auf Wahlentscheidungen, schwer zu messen seien, jedoch eine Rolle in der Mobilisierung und Demobilisierung von Wähler*innen spielen. Annkatrin Kaiser wies darauf hin, dass Desinformation durch Wiederholung funktioniert und in Zeiten des wachsenden Populismus eine deutliche Wirkung auf die Menschen hat.

In Bezug auf die Bekämpfung von Desinformation gaben viele Teilnehmende an, sich durch das Nutzen seriöser, diverser Quellen, das Vergleichen und Überprüfen von Quellen, Faktenchecks und die Konsultation von Expert*innen zu schützen. Karolin Schwarz betonte, dass es keine einzelne Maßnahme gibt, sondern verschiedene Ansätze erforderlich sind. Dazu gehören die Stärkung der Medienkompetenz und des Faktencheckings. Kian Badrnejad, als Faktenchecker, prüft Inhalte auf Falschmeldungen und korrigiert sie, insbesondere auf Social Media Plattformen. Er betonte die Bedeutung eines Informationskorpus und die Stärkung der Medienkompetenzen, auch unter Journalist*innen. Annkatrin Kaiser machte deutlich, dass die Problembewältigung von zwei Seiten erfolgen muss: die Stärkung der Medienkompetenz und die Kontrolle von Plattformen. Sie hob hervor, dass in geschlossenen Räumen wie Chaträumen von Videospielen Selbstkontrolle notwendig ist.

Im offenen Dialog wurde u.a. darauf eingegangen, dass Stadtverwaltungen im Vorfeld der Europawahlen der Desinformation ihrer Bürger*innen durch Vorbereitung der Freiwilligen in den Wahllokalen und die Meldung von Desinformation an Medienanstalten entgegenwirken können. Außerdem wurde der Vertrauensverlust der Jugendlichen in die öffentlichen Medien angesprochen und wie man diesen wiederherstellen kann. Es ist wichtig, den jungen Menschen Journalismus zu lehren und aber auf der anderen Seite zu verstehen, was die Erwartungen dieser Generationen an die Medien sind.

Zum Abschluss wurde die Gefahr der Wahlbeeinflussung durch Desinformation bei den Europawahlen hoch eingeschätzt. Die Expert*innen empfahlen, gut vorbereitet zu sein, sich bewusst gegen die Verbreitung von vermeintlichen Falschinformationen zu entscheiden und ein Bewusstsein für die Existenz von Desinformation zu schaffen. 

Der Bürgerdialog wurde von der überparteilichen Europa-Union Deutschland e.V. organisiert. Wir danken dem Presse- und Informationsamt der Deutschen Bundesregierung für die Unterstützung.