Europapreise 2016 - Online-Voting

Die Online-Abstimmung ist beendet. Die Ergebnisse der Abstimmung werden Mitte Juli bekannt gegeben.

 

Nominierungen:

Europa-Lilie für die herausragendste europapolitische Leistung des Jahres in Deutschland



Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf

für den Video-Clip „Unsere schönen deutschen Euros“, mit dem sie kritisch auf die Darstellung der Griechenlandkrise in den deutschen Medien und der deutschen Öffentlichkeit eingehen. 

Ganz Deutschland diskutierte im Sommer 2015 über den Grexit, die Schuldenkrise, die Milliardenverluste und die Frage, ob Deutschland dieses zu zahlen habe. Die Moderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf haben die Griechenlandkrise in ihrem gemeinsamen Video-Clip mit dem Titel "Unsere schönen deutschen Euros" auf ihre eigene besondere Weise thematisiert. Beeindruckend an dem Clip ist, wie beide Künstler die Oberflächlichkeit entlarven, mit der über die Griechenlandkrise diskutiert worden ist. Indem sie lediglich die Phrasen, die fast täglich sowohl in den Medien als auch in der Öffentlichkeit zu lesen oder zu hören waren, im Video lediglich zitieren, setzen sie auf dem Höhepunkt der anti-griechischen Stimmung in Deutschland einen mutigen Kontrapunkt in der Debatte. Sie unterstrichen mit diesem Format das Absurde, das den vielen Behauptungen zugrunde liegt und nutzten ihre Prominenz, um sich deutlich für einen pro-europäischen Kurs einzusetzen.

Video „Unsere schönen deutschen Euros“: https://www.youtube.com/watch?v=ktqKNu4N9Ds



Das gemeinsame Rechercheteam von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR 

für ihre Recherchen im Kontext der im November 2014 unter dem Stichwort "Luxemburg-Leaks" staatlich gestützten Steuerumgehungsstrategien zahlreicher internationaler Großkonzerne in Luxemburg.

Ein Netzwerk aus mehr als 80 Journalisten aus 26 Ländern hat sechs Monate vertrauliche Steuer-Dokumente aus Luxemburg ausgewertet, die ihnen von Whistleblowern übergeben worden waren. Ende 2014 wurden 550 der geleakten Dokumente aus den Jahren 2002 bis 2010 auf der Website des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) eingestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Deutschland arbeiteten die Süddeutsche Zeitung, der NDR und der WDR an den Daten. Unterstützt wurden die Recherchen international u. a. von Journalisten des The Guardian, der Le Monde, der  Politiken, des CNBC sowie des CBC. Mit ihrer Berichterstattung haben die Journalisten des ICIJ den Weg dafür bereitet, innereuropäische Praktiken zur Steuervermeidung aufzuklären. Sie haben mit ihrer Arbeit den entscheidenden Anstoß dazu gegeben, die Steuerproblematik im Europäischen Parlament im neu geschaffenen Sonderausschuss aufzuarbeiten und eine intensive Diskussion über die Bekämpfung von Steuerhinterziehung in der EU zu führen. Als Konsequenz kann u.a. gewertet werden, dass die EU-Kommission im Juni 2015 ihren Aktionsplan zur grundlegenden Reform der Unternehmensbesteuerung in der EU vorgelegt hat. 

Die monatelangen Recherchen haben zudem die Grundlage dafür geschaffen, dass Ermittlungen wegen illegaler Beihilfen gegen die Steuerdeals verschiedener EU-Staaten mit den Konzernen Starbucks, Apple, McDonalds, Amazon und FiatChrysler eröffnet werden konnten.  

www.icij.org 

 

 

UNO-Flüchtlingshilfe

für ihr unermüdliches Eintreten für Flüchtlinge weltweit und 2015 ganz besonders auch in Europa. 

Der Bürgerkrieg in Syrien hat fast 12 Millionen Syrer zur Flucht gezwungen. Mehr als eine Million von ihnen haben Schutz in Europa gesucht. Die UNO-Flüchtlingshilfe, mit Sitz in Bonn, unterstützt nicht nur den UNHCR sondern eine Vielzahl weiterer Organisationen, die Projekte zur Linderung der Not von Flüchtlingen umsetzen – weltweit, aber auch der EU und in Deutschland. In 2015 finanzierte die UNO-Flüchtlingshilfe mit rund 918.000 Euro insgesamt 51 Projekte in Deutschland, über die Flüchtlinge bei ihren Asylantragsverfahren beraten, gesundheitlich betreut und viele Ehrenamtliche geschult wurden, die junge unbegleitete Flüchtlinge bei der Integration in Deutschland unterstützen. Der Krieg in Syrien markiert in der europäischen Flüchtlingshilfe eine Zäsur, da sie die Folgen der Krise in seiner ganzen menschenunwürdigen Dimension in die Mitte Europas gerückt hat. Organisationen wie die UNO-Flüchtlingshilfe schärfen dafür nicht nur das Bewusstsein, sondern appellieren auch an Europa, seiner humanitären Verantwortung gerecht zu werden.
www.uno-fluechtlingshilfe.de

 

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Europa-Lilie für bürgerschaftliches Engagement


Allianz für Weltoffenheit

 

für ihr Eintreten für ein Europa, das die Menschenwürde schützt und Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben schafft. 

Die Würde des Menschen ist unantastbar“ lautet das Leitmotiv des Gründungsaufrufs der Plattform „Allianz für „Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat - gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt“, das Anfang 2016 in Berlin gegründet wurde. Dieses breite, zivilgesellschaftliche Bündnis aus Vertretern der Gewerkschaften, der Kultur, der Arbeitgeber, der Religionsgemeinschaften, des Sportbunds, des Naturschutzrings und vielen weiteren Unterstützern fordert eine sachliche, lösungsorientierte Debatte in Hinblick auf die Migrationspolitik und tritt rechtsextremen Haltungen entschlossen entgegen. Sie setzen sich für eine gelingende Kultur der Integration ein, die Armut ausschließt und die betroffenen Menschen in den Fokus rückt.

www.allianz-fuer-weltoffenheit.de 



Die Engagierten Europäer

als Plattform für ein starkes und in Vielfalt geeintes Europa.   

„Die Engagierten Europäer“, eine Gruppe deutscher Stiftungen, setzen sich für ein starkes Europa ein. In einer Zeit, in der zunehmend europakritische Stimmen in Deutschland und in ganz Europa zu vernehmen sind, wollen die engagierten Europäer mit gezielten öffentlichkeitswirksamen Formaten dieser Negativstimmung bewusst eine proeuropäische “Stimme“ entgegensetzen. So lancierten sie zwischen 2011 und 2012 die Kampagne „Ich will Europa“, die medienwirksam Prominente dafür gewinnen konnte, zu den Errungenschaften wie Reisefreiheit, Frieden, Freiheit, Bildung, Respekt und kulturelle Vielfalt emotionale Statements zu setzen, mit dem sie sich klar zu Europa positionierten.



WeMove.EU

als dynamisches Start-up für seine Idee der grenzüberschreitenden Mobilisierung von Bürgerinnen und Bürgern mit dem Ziel eines Europas, das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. 

WeMove.EU ist ein Start-up und eine Bürgerbewegung, die von der ersten Campaigning platform „Avanti Europe“ inspiriert wurde und schon jetzt 86.000 Mitglieder zählt. Das Kampagnenmodell basiert auf thematischen Partnerschaften, deren Know-how und politische Erfahrung gebündelt in die Kampagnen eingebracht wird. WeMove.EU setzt sich für eine Europäische Union ein, die sich gesellschaftlicher und ökonomischer Gerechtigkeit verpflichtet fühlt und sich durch ökologisches Denken, Nachhaltigkeit und eine bürgernahe Demokratie auszeichnet. WeMove.EU steht für breit angelegte Kampagnen, die aktuell und niederschwellig einer breiten Bürgerschaft die Möglichkeit bietet, ihre politische Stimme in den politischen Dialog mit einzubringen  – mit dem Ziel die Zivilgesellschaft in Europa zu stärken.  

www.wemove.eu 

 

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Europa-Lilie für europäische Jugendarbeit


Deutsch-Polnisches Jugendwerk

für sein vielseitiges Engagement, über das die gemeinsame Verantwortung von jungen Menschen aus Deutschland und Polen für die zukünftige Gestaltung eines freien Europa gefördert wird. 

Die Idee, den deutsch-polnischen Austausch unter Jugendlichen zu fördern, wurde vor 25 Jahren von beiden Regierungen initiiert. Seit 1991 hat sich das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) zu einem festen Bestandteil im Bereich des internationalen Jugendaustauschs entwickelt. Welche Bedeutung der Austausch hat, verdeutlichen die Zahlen: Jährlich werden rund 3000 Projekte mit mehr als 110000 Teilnehmenden gefördert, so dass auch in diesem Jahr eine Warteliste eingerichtet werden musste, da nicht alle Interessenten berücksichtigt werden konnten. Ziel ist es, das gegenseitige Kennenlernen von Jugendlichen beider Länder zu unterstützen, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. Den Jugendlichen soll über die vielfältigen Initiativen vermittelt werden, dass Deutsche und Polen gemeinsam für die zukünftige Gestaltung eines freien Europa Verantwortung tragen. Die positiven Effekte der vom DPJW umgesetzten Projekte sind insbesondere im Bereich der beruflichen Bildung sichtbar. Denn von den jährlich vom DPJW geförderten Projekte mit mehr als 110 000 Teilnehmenden entfallen fast zehn Prozent auf Begegnungen mit beruflicher Ausrichtung.

www.dpjw.org



Europa macht Schule e.V.

für seinen Einsatz, Europa ins Klassenzimmer zu bringen und sich auf kreative und spielerische Weise über die Kultur anderer EU-Länder auszutauschen und dabei eine sehr persönliche Sicht von Europa zu vermitteln.    

Der Verein „Europa macht Schule“ wurde über die Konferenz „Was hält Europa zusammen?“ initiiert, an der im Februar 2006 Staatsoberhäupter aus Deutschland, Österreich, Italien, Ungarn, Portugal, Finnland und Lettland teilgenommen haben. Parallel zum hochrangigen Treffen lud der damalige Bundespräsident Horst Köhler über 100 Stipendiaten verschiedener europäischer Stiftungen ein. Im Fokus des Austauschs stand die Fragestellung, wie ein Austausch auf europäischer Ebene unter den Menschen als direkte Begegnung gestaltet werden könnte. Damit war die Idee für den Verein „Europa macht Schule“ geboren, der Europa ins Klassenzimmer bringen soll. Die Gaststudentinnen und -studenten werden in den deutschen Schulen zu Botschafterinnen und Botschaftern ihrer eigenen Länder und erfahren gleichzeitig mehr über die Lebenswirklichkeit im Gastland. 

www.europamachtschule.de 



Gabriele Hertel aus Wurzen

für ihren immensen Einsatz mit jungen Menschen aus ganz Europa und Israel den Menschenrechtsdialog vor dem Hintergrund der Verbrechen des Nationalsozialismus und den Gefahren des Rechtsextremismus zu führen. 

Gabriele Hertel und das Leitungsteam des Beruflichen Schulzentrums Wurzen in Sachsen organisieren seit 16 Jahren beeindruckend Begegnungen mit Auszubildenden aus ganz Europa und Israel. Die Schüler setzen sich dabei mit den Menschenrechtsverbrechen in der Zeit des  Nationalsozialismus sowie mit den Gefahren des Rechtsextremismus heute auseinander. Im gegenwartsbezogenen Projektteil entwickeln und vertiefen sie ihre positiven Haltungen zu den grundlegenden Werten Europas, der Menschenwürde und den Menschenrechten und verinnerlichen, dass Zusammenarbeit in Europa besser ist, als auf nationale Lösungen zu pochen. Ziel ist es, europäische Solidarität zu leben und zu erfahren.
Austauschinfos des BSZ Wurzen: http://www.bsz-wurzen.de/index.php/en/projekte/schuelerbegegnungsprojekt


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Europa-Distel für den größten europapolitischen Fauxpas des Jahres in Deutschland



Thilo Sarrazin

für sein Buch „Wunschdenken“, in dem es ihm gelingt, durch eine wilde Mischung von Fakten, Behauptungen, Klischees und Vorurteilen eine populistische Suppe zusammen zu brauen, die die aktuellen EU-skeptischen und xenophoben Strömungen in einem einzigen Werk vereint und ausführlich dokumentiert.

Thilo Sarrazin stellt in „Wunschdenken“ einen in Teilen verblüffenden Mangel an Kenntnis der Europäischen Institutionen, Prozesse und europäischen Errungenschaften unter Beweis. So erschöpft sich für ihn etwa der Vorteil des Schengen-Raumes für die EU in „einem banalen Komfortgewinn für die Reisenden“. Eine EU-Flüchtlingspolitik, die sich bemüht, Menschenrechte und Völkerrecht zu achten, ist für Sarrazin abzulehnende Utopie. Stattdessen schürt er mit ethnisch-kulturellen Klischees und absurden Berechnungen, die er pseudo-wissenschaftlich zu verbrämen versucht, Überfremdungsängste. Indem Thilo Sarrazin an diversen Stellen argumentativ der Bewahrung des von ihm präferierten Gesellschaftsmodells einen größeren Wert beimisst als dem Leben des einzelnen (Flüchtlings) zeigt er auf verstörende Weise, dass er eine der entscheidenden Lehren aus der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands nicht verstanden hat: die Würde des Menschen, jedes Menschen, ist unantastbar; sie zu achten und zu schützen ist Ziel und Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

 


Professor Hans-Werner Sinn, Ökonom, Hochschullehrer und ehemaliger Präsident des ifo Instituts

für seine Beiträge zur Eskalation der Grexit-Diskussion, die er mit seiner Publikation "Der Euro: Von der Friedensidee zum Zankapfel" vom Oktober 2015 nochmals bekräftigt hat.

Seit Jahren propagiert Professor Sinn den Grexit auf Zeit bei gleichzeitiger Abwertung der Drachme und sieht im Konkurs des Landes den einzigen Lösungsansatz – als eine Art „Reset“-Knopf, den es zu drücken gelte, als Voraussetzung dafür, das Land neu justieren zu können. Nach einer solchen unvermeidlichen Pleite, ist Sinn überzeugt, dauere die Phase der Verarmung nur ein, zwei Jahre – bis die wirtschaftliche Erholung wieder einsetze. Unbeantwortet lässt Sinn jedoch die Frage, welche Folgen ein solches Szenario tatsächlich hätte, denn es bestehen weder klare rechtliche Regeln für einen Euro-Austritt noch gibt es historisch ein Vorbild, an dem man sich in Hinblick auf die wirtschaftlichen als auch sozialen Folgen orientieren könnte. Damit bleiben für den Fall eines Grexit viele mögliche Unwägbarkeiten offen.


Erika Steinbach MdB

für ihre Beiträge auf Twitter, mit denen sie offen oder auch suggestiv Fremdenfeindlichkeit über Social Media verbreitet oder damit in Deutschland ein gesellschaftliches Klima unterstützt, in dem Integration nur schwer gelingen kann.

Erika Steinbach nutzt immer wieder gern die Medien, um Botschaften in die Welt zu setzen, mit denen sie offen und manchmal auch unterschwellig, Vorurteile schürt und diffus vorhandene Ängste unterstützt. Wie negativ und subtil ihre Beiträge in den Social Media sein können, zeigen ihre Tweets vom September 2015, mit denen sie der Öffentlichkeit suggerierte, dass die Mehrheit der syrischen Flüchtlinge gewalttätig sei. Auch mit dem Tweet vom April 2016, mit dem sie ein Foto postete, das ein weißes Kind umringt von farbigen Menschen zeigt, stellt Erika Steinbach die fremdenfeindliche Negativvision eines Deutschlands im Jahre 2030 heraus, das mehrheitlich von dunkelhäutigen Menschen bevölkert sein werde. Die Zukunftsvision scheint zu heißen, dass Deutschland sich allein gegen die Migration stellen müsse. Dieses steht jedoch diametral gegen die Vision eines weltoffenen Europa, das auf Freizügigkeit im Innern und gemeinsame Werte setzt.